Der Fluch der Vergänglichkeit
03.02.2019 21:32 - Der Fluch der Vergänglichkeit
Um mal einen etwas anderen Ansatz zu wählen, nutze ich nun dieses Entwicklertagebuch mal ein wenig als tatsächliches Tagebuch für meine geistigen Ergüsse - natürlich gepaart mit einer Bedeutung für den AFM.

Passend zum Wochenende hat es mich mal wieder fett erwischt. Klassische Rüsselseuche, welche sich nach und nach schön steigerte. Ich kriege es eher selten mit, wenn ich richtig krank werde, bis es "zu spät" ist. Da habe ich tief verankert diese Mentalität des typischen Deutschen, der sich auch krank noch zur Arbeit schleppt. Was ich bewusst übrigens zutiefst verurteile: Zum einen sollte sich jeder, der krank ist bitte im eigenen Sinne ausruhen und nicht mätyrerhaft aus falschem Pflichtgefühl noch ins Büro gehen. Und zum anderen soll verdammt noch mal keiner mich anstecken, weil er genau so einen Mist macht.

Leider - wie gesagt - merke ich das bei mir erstmal selbst nicht. Mit nur einer laufenden Nase hüte ich natürlich noch nicht das Bett. Anders sieht es aus, wenn ich dazu noch gut am Röcheln bin oder das Fieber steckt. Gerade letzteres kriege ich aber meist nicht mit. Stattdessen fällt mir nur irgendwann auf: "Mensch, du fühlst dich schon den ganzen Tag irgendwie so schlapp, total komisch..." und komme dann irgendwann mal auf die Idee Temperatur zu messen: 39,4 °C. Ups. Hätte schon vor Stunden ins Bett gehört. Erzählung beruht auf einer wahren Begebenheit. Zwei Stunden her.

Frauen, so wurde mir gesagt, sollen ja durch die Qual und die Pein, welche sie bei einer Geburt durchstehen, fast in der Lage sein, nachzuvollziehen, wie so ein Mann sich beim Schnupfen fühlt.
Männer hingegen sollen angeblich recht gut eben jene Geburtsschmerzen nachempfinden können, wenn sie mal einen Nierenstein durchmachen, wurde mir dann letztes Jahr von einer Pflegekraft im Krankenhaus mitgeteilt.

Respekt an das weibliche Geschlecht dafür, dass wir Menschen noch nicht ausgestorben sind. Ich käme nicht auf die Idee, zu sagen: "Och ja... ich glaube, ich möchte doch nochmal einen zweiten Nierenstein haben." Bekam ich aber trotzdem.

Den ersten davon bekam ich letztes Jahr am 21.01. Lelenia hatten wir gerade seit nichtmal einem Monat zu ihren Eltern ausquartiert und ich schlief erstmal nur auf einem Lattenrost (und Matratze) auf dem Fußboden. Obergeschoss war schon halb abgerissen, somit musste ich mir die restlichen drei Zimmer irgendwie mit unserer Mitbewohnerin und drei Kindern aufteilen. Man kann sich übrigens gar nicht vorstellen, wie toll das Gefühl ist, nach über einem Jahr wieder im eigenen Bett zu schlafen - aber dazu ein anderes mal.

Irgendwann so gegen halb drei morgens wachte ich auf mit irrsinnigen Rückenschmerzen. Erstmal dachte ich, ich hätte mir im Schlaf irgendwas verlegen... oder vielleicht war das doch eher der Magen, aber ich nahm das irgendwie seltsam und falsch wahr? Seitdem verstehe ich endlich, was es bedeutet, wenn die Rede davon ist, dass Schmerzen woandershin "ausstrahlen". Wie üblich realisierte ich natürlich nicht, dass da was nicht so richtig ok ist, sondern blieb bei meiner Mentalität: "Naja, bisschen unangenehm, aber das wird halt wieder. Stell dich nicht so an."

Nachdem dann aber mehr als eine Stunde verstrichen war und es immer schlimmer wurde, musste ich dann doch einsehen, dass das eben nicht so einfach "wieder wird" und bekam es doch auch ziemlich mit der Angst zu tun. Also weckte ich unsere Mitbewohnerin und bekam dann nur noch heraus, dass ich glaube, dass sie mich ins Krankenhaus fahren muss. In ihrer gewohnt liebenswürdigen Art teilte sie mir mit, dass sie einen Scheiß tun würde, sondern mir einen Krankenwagen rufen würde, wie sich das bei sowas gehört, wenn es mir so dreckig ginge. Gesagt, getan. Der kam auch, ich wurde dort eingeladen und offenbar dachte sich mein Körper daraufhin: "So, JETZT kannste nachgeben."

Ich glaube, es waren zumindest keine zehn mal, die ich mich auf der Fahrt allein übergeben habe - aber recht nahe dran. Die Diagnose "Koliken, Nierenstein" wurde schon von den Sanitätern bei der Abholung gestellt, dementsprechend bekam ich auch recht schnell ein schönes Schmerzmittel. Welches als Nebenwirkung übrigens vermehrtes Erbrechen hatte, was mir aber erst viel später mitgeteilt wurde. Im Krankenhaus selbst wurde ich auch relativ fix zum Röntgen gebracht. Während ich dort im Rollstuhl wartete und geistesabwesend vor mich hinstarrte, stand plötzlich mein Chef vor mir und fragte mich, was ich denn hier mache. So richtig weiß ich nicht mehr, was ich im Opiumrausch antwortete, aber ich glaube, ich sagte ihm, dass ich "vermutlich am nächsten Tag wohl nicht zur Arbeit kommen würde". Extrem skurrile Situation.

Was mir durch die ganze Sache bewusst wurde: Ich bin halt keine zwanzig mehr. Und wenn man nicht will, dass sich was abnutzt und man unter so einigen Gebrechen leidet, ist Arbeit von Nöten, um dem entgegenzuwirken. In meinem Fall der Nierensteine vor allem: Auf die Ernährung achten. Der Körper kann halt nicht alles ab und wenn man den mit Müll vollklatscht, ohne sich viele Gedanken zu machen, dann kann sich schon mal was sehr unangenehm verhaken.

Witzigerweise ist das beim Programmieren nicht anders. Wenn man nicht auf seinen Code achtet, diesen nicht vernünftig pflegt, dann steigt das Risiko immer weiter, dass sich irgendwann mal irgendwo etwas verhakt. Vor allem, wenn man nach und nach mal hier und mal da auf die schnelle etwas ranklatscht, notdürftig ranklebt, irgendwie einbaut. Nimmt man sich nicht die Zeit, das ganze von Anfang an vernünftig und mit Blick auf die Zukunft anzugehen, zahlt man irgendwann die Quittung.

Der AFM in seiner jetzigen Form ist leider an einem solchen Punkt. Das Spiel läuft verhältnismäßig rund. So im Groben und Ganzen gäbe es dort erstmal nichts zu meckern. Das Perfektionistenherz mag sich zwar an so einigem stören und sicher gibt es in vielen Bereichen Optimierungspotential, aber das Spiel läuft. Leider aber stagniert es auch.

Vieles würde ich heute von Grund auf anders machen, könnte ich das Spiel noch einmal neu aufziehen. Die Spielberechnung ist da so ein Fall. Ursprünglich wurde ein Spiel in 6 Abschnitten zu je 15 Minuten berechnet. Dies wurde dann irgendwann auf 90 Abschnitte zu je einer Minute erweitert. In jeder Minute wird geprüft: Gibt es eine Chance für das Heimteam, gibt es eine Chance für das Auswärtsteam, gibt es ein Foul durch das Heimteam, gibt es ein Foul durch das Auswärtsteam. Das schränkt extrem ein. Veränderungen hieran erfordern immensen Zeitaufwand - oder werden mal so eben notdürftig rangeklatscht. Passt man dabei nicht gut genug auf, passiert es schnell, dass das Spiel während einer Berechnung dann mal das Äquivalent zum Nierenstein kassiert. Die Gefahr ist groß.

Aktuell versuche ich deutlichen Abstand vom bisherigen zu nehmen und einen Blick darauf zu bekommen, wie das Spiel zukünftig sein soll - und auf welche Weise, mit welchen Techniken und Werkzeugen sich dies erreichen lässt. Das beinhaltet auch, dass man bestehende Wege verlässt und sich mitunter komplett neuen zuwendet. Ein solcher Schritt ist aber schwierig - die Gefahr, aus Bequemlichkeit in alte Muster zurückzufallen ist groß. Und damit wäre dann nichts gewonnen und im Gegenteil: Viel verschenkt.

Aber mehr und mehr zeichnet sich ab, dass wohl tatsächlich der beste Schritt sein wird, dass Spiel noch einmal komplett neu aufzuziehen und dabei zu schauen, wie die alten Daten und Statistiken konvertiert werden. Die Werte der Spieler, Stärken, Eigenschaften usw. werden natürlich bleiben wie bisher. Aber es könnte sich deutlich anders anfühlen, da vieles nicht mehr so funktionieren würde wie bisher. Das müsste aber auch so sein, wenn das Ziel vor Augen ist, Spiele zu haben, in denen theoretisch jeder einzelne Zug, jede einzelne Laufstrecke jedes einzelnen Spielers beobachtet und kommentiert werden könnte.

Vielleicht ist diese Vision aber auch schon zu groß für ein Browsergame?
04.02.2019 18:43 - Re: Der Fluch der Vergänglichkeit
Lieber Rizzen, erstmal Respekt zu deinen Einsichten und Erkenntnissen, was die allgemeine Lebensführung angeht. Das zentrale Stichwort ist wohl: Achtsamkeit. Und auch Rücksichtnahme auf sich selbst und seine (physischen und psychischen) Grenzen. Ich glaube, dass du da ein paar wichtige Dinge beschrieben hast. Es gibt ja auch eine gute Menge guter Ratgeber dazu (bei mir hat Yoga eine Zeitlang sehr gut geholfen, aber das nur am Rande).

Bitte entschuldige aber auch gleichzeitig meine Skepsis. Du bist hier ein knappes Jahr komplett von der Bildfläche verschwunden und hast es nicht mal geschafft, ein kurzes Lebenszeichen oder eine Info zu deinem Verbleib zu hinterlassen. Sodass man sich hätte wenigstens keine übersteigerten Sorgen hätte machen müssen. Und nun bist du seit drei Tagen aus der Versenkung zurück und denkst darüber nach, das Spiel komplett neu aufzuziehen. Sorry, aber da komme ich gedanklich einfach nicht hinterher.

Angesichts der, wie du ja selbst berichtet hast, nicht gerade geringen Anzahl an Alltagsherausforderungen: Wäre es da nicht sinnvoller - und gesünder - sich nicht gleich wieder ein Mega-Projekt aufzuschnallen, sondern erstmal mit dem vorhandenen behutsam weiterzumachen?

Behutsamkeit, das scheint mir vielleicht auch so ein allgemeines Thema zu sein. Hier erwartet glaube ich derzeit niemand eine revolutionäre Neuumsetzung des Spiels. So wie es ist, hat man sich daran gewöhnt und jede noch so kleine Verbesserung würde mit begeistertem Applaus aufgenommen. Man freut sich einfach, dass du dich mal wieder hast blicken lassen und es dir so weit gut geht (von der Erkältung mal abgesehen).

Ich kann da auch völlig falsch liegen, aber mein derzeitiger Eindruck ist der, dass sowohl dir als auch dem Spiel (und damit auch uns, der Community) derzeit mit einer Politik der kleinen Schritte (d.h. überhaupt Fortschritt) am meisten gedient wäre.

Eine große Revolution halte ich nicht nur für ungesund, sondern auch offen gesagt für höchst riskant. Ich fände es klüger, solche Pläne erst dann zu schmieden, wenn du hier über längeren Zeitraum unter Beweis gestellt hast, dass du den zeitlichen Anforderungen, die die Pflege des Spiels erfordert, wirklich auch - kontinuierlich - gewachsen bist. Ansonsten sehe ich die Gefahr, dass mit einem überehrgeizigen Plan mit einem großen Knall alles ganz schnell zu Ende sein könnte. Und das wäre nun wirklich jammerschade.

Just my two cents.
04.02.2019 18:58
Zu diesen two cents würde ich gerne einen dazu schmeissen, damit wir uns das Posting teilen, Svensson: kann ich nur zu100% unterfackeln!:)
Ich habe selbst etwas ähnliches schreiben wollen, aber nach zwei Ansätzen wieder verworfen.

Übers Knie brechen sollte immer die letzte Lösung sein, wenn kein filigraneres Werkzeug greifbar ist.
Aber das hat doch alles Zeit, und Perfektionismus in allen Ehren: Letzteres bekommt doch niemand hin und das macht Menschen doch einfach sympathisch.

Komm wieder an in der Aureon-Welt, nimm kleinere Rückschläge als das an, was sie eben sind: nämlich kleinere Rückschläge und achte in erster Linie auf Dich, Deinen Körper, Deine Seele und Deine Familie!
Allet andere ist m.E. nur pillepalle!
04.02.2019 19:28
Svensson hats auf den Punkt gebracht. Genauso sehe ich das auch. Mich persönlich inspiriert immer wieder die Geschichte von Beppo den Straßenkehrer aus Momo "denke immer nur an den nächsten Besenstrich und nicht an die endlos lange zu kehrende Strasse" (nur sinngemäß auf die schnelle "übersetzt")- für mich ist das eine sehr wichtige Massage, die man evtl.auch mit der Achtsamkeit gleichsetzen könnte. Das solltest du jetzt auch sein, achtsam mit dir und deinen Ideen. Mache nicht alles auf einmal, sondern schritt für schritt in aller ruhe....
Wir freuen uns alle sehr, dass du dich wieder gemeldet hast und nun mache bitte langsam, nehme ggf.kleine Änderungen vor- aber wichtiger ist, dass du hier ab und an präsent bist und zuhause ein glückliches und ausgegiichenes leben führen kannst
04.02.2019 22:11 - Re: Der Fluch der Vergänglichkeit
Ich kann mich SVensson, Gandal und Januschel nur anschließen.
Zitat:
Original von Rizzen
Vielleicht ist diese Vision aber auch schon zu groß für ein Browsergame?
Genau diese Frage trifft den Kern. Ich halte ein solches Vorgehen für ein Browsergame, welches von einer Person in seiner Freizeit programmiert wird, für schlicht zu groß. Selbst bei Anstoss 3 und dem EA-Fußballmanager, die kommerzielle Spiele waren und mit einer ungeheuren Mannstärke programmiert wurden, war die Vielfalt der Meldungen im Ticker so begrenzt, dass man nach 10 Saisons (sprich einem Jahr beim AFM) alle Sprüche, Szenen etc. auswendig kannte. Du kannst das also gar nicht schaffen.

Aus meiner Sicht bringt eine solche Arbeit in die Spielberechnung auch nicht viel Flair in das Siel. Ich gebe zu, dass ich nur bei engen/wichtigen Spielen den Ticker anschaue. Wenn ich wie heute Nacht gegen Basil spiele, schaue ich mir bestimmt nicht den Ticker von meiner Klatsche an da reciht mir schon das nackte Ergebnis ;-) Ich denke es gibt deutlich weniger arbeitsintensive/schneller umsetzbare Punkte, die auf der Wunschliste stehen und mehr Effekt für die Community haben!
05.02.2019 15:50
@Svennson und @Januschel haben es gut getroffen mit ihren Aussagen :-D
05.02.2019 21:22
Ich habe keine Ahnung vom programmieren, verstehe Rizzen so das es halt unheimlich aufwändig ist Änderungen einzubauen und das diese Änderungen zusätzlich zu Berechnungsfehlern führen können. Er wünscht sich ein besser bearbeitbares Grundgerüst das daazu auch noch vielseitiger wird.

Das kann doch ein mittel- bis langfristiges Ziel sein.

Vorher, lieber Rizzen, würde ich dir aber empfehlen erst einmal zur Ruhe zu kommen bevor du so ein großes Projekt angehst. Vieleicht wartest du damit bis ihr endlich alle zusammen in dem neuen Haus lebt und ein wenig Ordnung in euer Leben eingekehrt ist. Dann findest du bestimmt irgendwann die Zeit und Ruhe dieses Projekt anzuschieben.

Bis dahin würde ich es toll finden wenn du die schlimmsten Bugs ab und an beseitigst und dich
etwas häufiger als zuletzt zu verschiedenen Themen die gerade brennen äusserst.

Mich würde zum Beispiel brennend interessieren wie du zum BUG e.V. stehst?
05.02.2019 23:01 - Re:
Zitat:
Original von BjörnHellmark
Ich habe keine Ahnung vom programmieren, verstehe Rizzen so das es halt unheimlich aufwändig ist Änderungen einzubauen und das diese Änderungen zusätzlich zu Berechnungsfehlern führen können. Er wünscht sich ein besser bearbeitbares Grundgerüst das daazu auch noch vielseitiger wird.

Das kann doch ein mittel- bis langfristiges Ziel sein.

Denke hier steht die Kern These.

Das Grundgerüst der Programmierung ist so verstrickt das Weiterentwicklung A Fehler im Bereich B C D E hervorruft. Diese zu beseitigen ruft Fehler in S T und U hervor. Usw usw . Eine falsche Formel in der Excel killt die ganze Tabelle. Findet man den Fehler nicht schreibt man etwas neues dazu das sie wieder geht. Passiert dies mehrfach ist die Excel irgendwann unbrauchbar und muss neu erstellt werden / befüllt werden. Sprich der weg der Bug Beseitigung oder Implementierung neuer Features dauert weit aus länger / ist aufwendiger da wir oben steht Aktion A Programm Reaktionen in C V Y und Z hervorbringt, die wiederum Änderungen in D H usw nach sich ziehen.

Kann Ben da verstehen, Frage mich halt nur ob ein neu machen das Problem beseitigt. Keine Ahnung wie sich die Technik da entwickelt hat . Aber wenn man alles neu macht kann bei Weiterentwicklungen irgendwann derselbe Zustand auftreten wie heute.
07.02.2019 08:42 - Re: Re: Der Fluch der Vergänglichkeit
Zitat:
Original von Svensson
Angesichts der, wie du ja selbst berichtet hast, nicht gerade geringen Anzahl an Alltagsherausforderungen: Wäre es da nicht sinnvoller - und gesünder - sich nicht gleich wieder ein Mega-Projekt aufzuschnallen, sondern erstmal mit dem vorhandenen behutsam weiterzumachen?

Die Frage dabei ist, mit welchen Erwartungen ich an ein solches Mega-Projekt herangehen würde. Natürlich sind kleinere Verbesserungen eine schöne Sache. Die Liste an Ideen ist lang - aber bei jeder Kleinigkeit ist der bittere Beigeschmack, dass hierfür sehr vorsichtig "operiert" werden muss und Umwege eingeschlagen werden müssen, die eigentlich nicht nötig sein sollten.

Zitat:
Original von Januschel
Mich persönlich inspiriert immer wieder die Geschichte von Beppo den Straßenkehrer aus Momo "denke immer nur an den nächsten Besenstrich und nicht an die endlos lange zu kehrende Strasse" (nur sinngemäß auf die schnelle "übersetzt")

Hier musste ich gerade sehr schmunzeln, denn gerade den habe ich gestern selbst in anderem Zusammenhang als Beispiel gebracht. Allerdings in genau gegenteiliger Form, denn diese Herangehensweise, immer nur an den nächsten Besenstrich zu denken, ist etwas, was ich persönlich mir derzeit bei vielen Dingen auch sage. Bloß nicht auf das Gesamtbild, auf das große ganze schauen, sonst setzt schnell die Demotivation ein, wenn man merkt, wie viel noch vor einem liegt.
Aber auf der anderen Seite steht dann auch wieder, dass man sich durchaus durch einen realistischen Blick auf den Boden der Tatsachen zurückholen muss: Wenn man immer nur an den nächsten Strich denkt und sich nicht vor Augen führt, dass die Straße aber 800km lang ist, könnte man irgendwann feststellen, dass man zwar schon unglaublich viel geschafft hat, aber auch noch unglaublich viel vor einem liegt und noch dazu der Teil, den man bereits hinter sich gelassen hatte, inzwischen aufs Neue verdreckt ist.

Zitat:
Original von BjörnHellmark
Ich habe keine Ahnung vom programmieren, verstehe Rizzen so das es halt unheimlich aufwändig ist Änderungen einzubauen und das diese Änderungen zusätzlich zu Berechnungsfehlern führen können. Er wünscht sich ein besser bearbeitbares Grundgerüst das daazu auch noch vielseitiger wird.

Zitat:
Original von Tropsen
Das Grundgerüst der Programmierung ist so verstrickt das Weiterentwicklung A Fehler im Bereich B C D E hervorruft. Diese zu beseitigen ruft Fehler in S T und U hervor. Usw usw . Eine falsche Formel in der Excel killt die ganze Tabelle. Findet man den Fehler nicht schreibt man etwas neues dazu das sie wieder geht. Passiert dies mehrfach ist die Excel irgendwann unbrauchbar und muss neu erstellt werden / befüllt werden.

Ganz genau das. Im schlimmsten Fall hat man dann sogar Strukturen, in dem ein Bug an einer Stelle durch einen Bug an einer anderen Stelle aufgehoben wird. Beide verursachen Probleme, bewirken aber im Zusammenspiel, dass es weniger Probleme gibt, als wenn nur einer von beiden da wäre.

Man stelle sich das ganze wie ein Haus vor. Man hätte gerne irgendwann mal LAN-Buchsen in jedem Raum. In einigen Wänden wird es ab und an mal feucht und es besteht die Gefahr, dass die Stromleitungen kaputt gehen. Und das ganze Smart-Home-Gedöhns findet man auch zumindest so interessant, dass man sich nicht komplett die Möglichkeiten verbauen möchte. Außerdem möchte man gerne so einige Strukturen ändern: Offenes Wohnkonzept, Küche, Esszimmer und Wohnzimmer sollen am besten miteinander verbunden sein. Und ein richtig geiles, neues Bad wäre ja auch was...
Aber Zeit und Geld für alles ist nicht vorhanden. Vor allem nicht für alles zugleich. Also beschränkt man sich darauf, erstmal andere Dinge anzugehen, die einen stören: Z.B. die uralte Raufasertapete. Und die abgewetzten Fußböden. Das Problem mit den feuchten Wänden geht man an, indem man einfach regelmäßig den Ofen anschmeißt, damit die Wände gut durchtrocknen.
Das bewirkt nun aber, dass der Putz ziemlich porös und trocken wird. Beim Entfernen der ersten Teile der Raufasertapete kommt einem der dann entgegen, wesegen man beschließt, da lieber einfach nur rüber zu tapezieren.
Am Ende hat man dann schon ein paar Sachen neu und besser gemacht... aber die zu Grunde liegenden Probleme sind noch immer da und haben sich nun sogar verstärkt: Um an die Leitungen ranzukommen, müsste man nun die neu tapezierten Wände wieder aufreißen... das wären ja verlorene Kosten.

Wie man es auch dreht und wendet: Beide Varianten sind erstmal nicht gerade zufriedenstellend. Gerade aufgrund meiner Erfahrungen im letzten Jahr habe ich aber gelernt, dass der Weg, der einem langfristig mehr Perspektive bietet, der erfüllendere ist.

Oder um noch einmal zum Straßenkehrer zurückzukommen: Wenn man gar nicht darauf schaut, wieviel Weg noch vor einem liegt, sondern immer nur den nächsten Strich macht, wird man auch nur schwer abschätzen können, ob der Besen es noch lange genug mitmacht. Und was hilft es einem, wenn man plötzlich mitten im nirgendwo steht und das Ding bricht einem durch?
09.02.2019 17:09 - Re: Re: Re: Der Fluch der Vergänglichkeit
Zitat:
Original von Rizzen
Zitat:
Original von Svensson
Angesichts der, wie du ja selbst berichtet hast, nicht gerade geringen Anzahl an Alltagsherausforderungen: Wäre es da nicht sinnvoller - und gesünder - sich nicht gleich wieder ein Mega-Projekt aufzuschnallen, sondern erstmal mit dem vorhandenen behutsam weiterzumachen?

Die Frage dabei ist, mit welchen Erwartungen ich an ein solches Mega-Projekt herangehen würde. Natürlich sind kleinere Verbesserungen eine schöne Sache. Die Liste an Ideen ist lang - aber bei jeder Kleinigkeit ist der bittere Beigeschmack, dass hierfür sehr vorsichtig "operiert" werden muss und Umwege eingeschlagen werden müssen, die eigentlich nicht nötig sein sollten.



Naja, letzten Endes musst du das ja alles sowieso selbst ab- und einschätzen. Keiner hier hat eine genaue Vorstellung davon, was für Arbeiten im Detail nötig sind, wie umfangreich sie sind, wie sie miteinander vernetzt sind usw.

Ich wäre ja selbstverständlich auch begeistert, wenn eine große Reform käme. Wollte halt nur, nach deinen jüngsten Beschreibungen, zu berücksichtigen geben, dass die "große Reform" nach einem ziemlich gigantisch aussehenden Projekt riecht, und ich nicht genau weiß, nach allem was du geschrieben hast, ob das jetzt im Augenblick die richtige Aufgabe zur richtigen Zeit wäre. Aber das kannst nur du beurteilen.

Egal was du entscheidest, wir freuen uns über jegliche Weiterentwicklung und Bug-Behebungen, und ich persönlich kann das Spiel auch in dieser jetzigen Form bedenkenlos unendlich weiterspielen ;)